Will man BPMN Diagramme erstellen, steht eine Vielzahl von Editoren und Tools zur Verfügung.
Dabei reicht das Spektrum vom reinen Visualisierungstools über spezialisierte BPMN Modellierungstools hin zu integrierten Prozessdesignern zur direkten Implementierung des Geschäftsprozesses als Workflow. Je nach Einsatzzweck ist das entsprechende Tool zu wählen.
Es werden die folgenden Tools näher betrachtet:
- Microsoft Visio 2007 (mit BPMN 1.1 Stencils)
- Omnigraffle 5 (mit BPMN 1.1 Stencils)
- Process Modeler 5 von itp-commerce
- TIBCO BusinessStudio
Um die Tools zu vergleichen, soll jeweils das Reparatur-Pattern (auf das später noch genauer eingegangen werden soll) in einem Diagramm dargestellt werden.
Visio
Microsoft Visio 2007 hat als Bestandteil von Microsoft Office eine große Verbreitung bei der Erstellung von Vektorgrafiken. Allerdings hat Mircosoft keine Unterstützung für BPMN spendiert. Eine Arbeitsgruppe des Potsdamer Hasso Plattner Instituts stellt jedoch (neben Ihrem Web-Editor Oryx) ein Stencil für BPMN 1.1 bereit.
Das Stencil beinhaltet alle BPMN 1.1 relevanten Artefakte, die soweit auch der Spezifikation entsprechen.
Das Diagram kann in alle möglichen Formaten gespeichert werden, insbesondere auch als Vektorgrafik (wichtig für Latex!).
Das Diagram sieht schlicht und elegant aus. Die Unterstützung der Software bei der Modellierung des Prozesses ist auch schlicht, der Benutzer muss genau wissen, was er tut. Es gibt keine Überprüfung, ob die modellierten Prozesse syntaktisch korrekt sind. Unkorrekte Diagramme können sehr leicht entstehen. Visio eignet sich somit also zur Dokumentation und zur Erstellung hochwertiger Vektor-Diagramme in Veröffentlichungen. Visio gibt es als kostenlose 30-Tage Version. Die Standard-Version kostet 329 EUR.
Omnigraffle Professional
Die Alternative zu Visio für den Mac ist Omnigraffle. Omnigraffle (199 EUR für die Professional Version) ist bekannt dafür, hervorragende und vor allem schöne Diagramme zu erzeugen.
Auch Omnigraffle hat vergessen, BPMN im Lieferumfang vorzusehen, aber auch hier hat das Hasso Plattner Institut ein Stencil zur Verfügung.
Screenshot:
Das folgende Diagramm ist allerdings meines Erachtens nicht so schön wie bei Visio:
Es fehlen einige Elemente im Stencil, hier am Beispiel ist es der Default-Flow.
Insgesamt ist Omnigraffle auch nur ein „Drawing-Tool“ für die Diagramme, der Benutzer wird nicht geführt bei der Erstellung der Prozesse.
Process Modeler
Genau das verspricht der auf Visio basierende Process Modeler der Firma itp-commerce. Der Modeler ist auf das Erzeugen von BPMN Diagrammen spezialisiert und leistet sehr viel mehr als einfache Stencils. Darüber hinaus ist es eines der wenigen Tools, das BPMN 2.0 (mit Collaboration Diagramm) unterstützt.
Wie im Screenshot sichtbar, lassen sich Objekte nachträglich noch komfortabl verändern.
Das erzeugte Diagramm ist nicht klassisch schwarz/weiß, sondern ist in einem angenehmen Orange gehalten:
Der Benutzer wird vom Tool bei der Erstellung der Diagramme sehr gut geführt, sodass weitgehend syntaktisch korrekte Diagramme entstehen. Die Usability des Tools lässt allerdings an manchen Stellen etwas zu wünschen übrig.
Der Nachteil des Process Modeler ist, dass sowohl eine Lizenz für Visio als auch für den Process Modeler (ca. 1000 EUR) notwendig ist.
TIBCO BusinessStudio
Schließlich wollen wir uns noch ein Produkt eines Anbieters einer Business Process Management Suite näher ansehen. Der Integrationsspezialist TIBCO hat das auf der Eclipse Plattform basierende BusinessStudio als zentrales Modellierungs- und Entwicklungstool im Portfolio. Eine kostenlose Version (ohne Support) steht zum Download bereit.
Hier wird der Prozess nicht nur „gemalt“, er dient vielmehr auch als ein Modell für die IT-Implementierung des technischen Workflows.
Das Diagramm kann leider nicht als Vektorgrafik gespeichert werden (nur JPG).
Die Umsetzung der BPMN Spezifikation (1.1) ist gut. Der Benutzer wird bei der Modellierung sehr gut geführt, invalide Prozesse werden mit einer aussagekräftigen Meldung angezeigt. Wie im Beispiel sichtbar, können den Tasks schon spezielle Tyten (hier Benutzer-Task) zugeordnet werden, wie diese auch in BPMN 1.2 vorgeschlagen werden.
Der Prozess dient – wie oben angedeutet – auch direkt für die Implementierung, wobei dann die einzelnen Artefakte genauer spezifiziert werden müssen (z.B. welcher Web Service wird angesprochen). Zur Laufzeit wird der Prozess exportiert und kann in der TIBCO iProcess Engine ausgeführt werden (wenngleich dann viele Elemente von BPMN nicht verwendet werden dürfen).
Fazit
Die vier vorgestellten Tools sind natürlich nur eine Auswahl aus dem immer größer werdenden Markt entsprechender Werkzeuge. Sie zeigen jedoch die unterschiedlichen Einsatzgebiete ganz gut auf. Welches Tool das optimale ist, hängt – wie immer – von den jeweiligen Anforderungen ab.
Für die Visualisierung der Entwurfsmuster werde ich auf Visio zurückgreifen. ProcessModeler wäre eine Alternative, ist aber schlicht zu teuer. Omnigraffle hat keine vollständige Umsetzung der BPMN-Spezifikation. BusinessStudio scheidet aus, da keine Vektorgrafiken erzeugt werden können.